Die Zeit für die Rückfahrt zur Westküste von Margarita, zum Fischerdorf Robledal, rückt heran. Am 16.08. starten wir wieder morgens um 6.30 Uhr, um diese 52 sm bei Tageslicht zu schaffen. Anfangs ist die Strömung gegen uns und wieder lassen wir unsere Maschine zur Unterstützung mitlaufen. Da an diesem Morgen gute Fischfangzeiten angekündigt sind, darf Rainer die Angel rauswerfen. Unfassbar, eine halbe Stunde später, 7.30 Uhr, wir haben noch nicht mal gefrühstückt, haben wir was am Haken. Der Stress geht los, Fahrt raus aus dem Schiff, Angel langsam einholen, Messer, Tuch zum Festhalten,  Schnaps zum Betäuben des Fisches und das Gaff um den Fang an Bord zu ziehen werden bereitgelegt. Dann kommt er näher, der Fisch. Rainer hat einen 1,30 m langen Barrakuda gefangen. Der Wahnsinn, was sollen wir mit soviel Fisch anfangen, wo Carmen doch gar keinen Fisch mag!? Na, erst mal nimmt Helmut den Fisch aus, schuppt ihn und schneidet ihn erstmal in 3 riesengroße Portionen. Jetzt erst mal in den Kühlschrank damit, das Schiff in Fahrt bringen und in Ruhe frühstücken. Auf nüchternen Magen Fisch verarbeiten, das ist nicht so mein Ding! Aber für die nächsten 2 Tage gibt es Fisch in allen Variationen. Das letzte Stück verschenken wir dann an eine spanische Segelcrew, die wie wir vor den Fischerhütten in Cubagua, einer kleinen Insel südwestlich von Margarita, vor Anker liegen. Cubagua ist das Muschel- und Perlmuttparadies  schlechthin und unsere „Muschelsucherin“ ist gar nicht mehr vom Strand wegzubekommen. Bei unserer Wanderung an die Ostseite können wir die Ruinen der ersten europäischen Ansiedlung in Amerika, Nueva Cadiz,  erahnen, die hier 1492 gegründet wurde. Die Perlenindustrie brachte dem spanischen Mutterland Reichtum, allein in einem Jahr exportierte Cubagua 820 Pfund Perlen. Nach einiger Zeit starker Ausbeutung der Muschelbänke wurden auch in Coche und bei Cumana Muschelbänke gefunden und der Handel ging zurück. Am Weihnachtstag 1541 zerstörte ein Erdbeben mit einer hohen Flutwelle die Stadt und die Perlenzucht.

Muscheln findet man auf Cubagua in jeder Art und Größe. Für Muschelsucher das reinste Eldorado.
Keine Muschel ist vor Birgit und Renate sicher, jede wird begutachtet.
Sonnenuntergang:
Schlafendes Kamel mit Pegasusflügeln

Am Samstag 19.8. motoren wir ostwärts zur 7 sm entfernten Insel Coche. Hier waren wir ja schon einmal und kennen uns aus. Ein Spaziergang durch den in der Wochenendruhe liegenden Ort und dem Mittagessen im Restaurant „Bahia del Carmen“, musste sein, schon allein, weil der Name gut passte. Diesmal haben wir nach 4 Tagen Fischessen an Bord zur Abwechslung mal „grilled Seafood“ (Muschel, Garnelen, Oktobus) gegessen und das eiskalte Polar schmeckt aus der Flasche auch wieder prima. Auf dem Rückweg zum Schiff werden wir von einem Einheimischen zur Happy Hour am Straßenrand vor seinem zukünftigen Polarbier-Auslieferungslager eingeladen. Er und seine Familie lassen es sich nicht nehmen, uns auch ihre „Spezial-Cubalibre“ zu kredenzen.  Trotz Sprachschwierigkeiten erleben wir eine rund um gemütliche Happy Hour. Bevor es dunkel wird machen wir uns aber dann doch auf den Weg, um sicher an Bord zu kommen.

Die Nuku'alofa-Crew muss sich nach dem anstrengenden Mittagsessen ausruhen, um für die bevorstehende Straßen-Happy-Hour wieder fit zu sein. Der Sohn des Bierverlegers übt schon einmal mit Eiswasser.

Sonntag 20.8. wir sind wieder zurück am Ankerplatz in Porlamar. Es ist als ob wir heimkommen, von unseren Freunden werden wir wieder ebenso freudig begrüßt, wie wir auch verabschiedet wurden. Diese Ankerage ist wie eine Schrebergartensiedlung, jeder weiß alles über jeden. Über Kanal 72 erfahren wir dann auch was in den letzten 14 Tagen alles los war, wer wann wohin gefahren oder angekommen ist.  Natürlich treffen wir uns am Abend in der Rumbar zur Happy Hour, damit damit unsere Urlauber an ihrem letzten Abend die Seglerszene zünftig erleben können.

Am Bootsbau wie vor 100 Jahren Montag unternehmen wir noch eine gemeinsame Inselrundfahrt mit Rafael Perez, einem Venezuelaner, der deutsch, englisch und französisch spricht und hier Reiseführer ist. Er ist sehr sachkundig und erklärt uns vieles im Museo del Mar, unternimmt mit uns eine Bootsfahrt durch die Mangroven von La Restinga und zeigt uns die Halbinsel Macanao mit den kleinen Schiffswerften, die nach alten Regeln die „Peneros“, die alten venezuelanischen Fischerboote, bauen. Auch führt er uns nach La Vencidad, wo in Handarbeit die in jedem Haushalt und in jeder Hütte vorhandenen Hängematten für die Siesta gewebt und hergestellt werden. Auf alle Fragen kann er uns ausführlich Antwort geben. Zum Tagesabschluss gibt es in Manzanilla in einem Strandlokal noch mal typisch venezuelanische Küche (Fisch und Meeresfrüchte). Pünktlich um 19.00 Uhr erreichen wir das Hotel, von dem aus unsere Freunde zu ihrer einwöchigen Rundreise durch Venezuela aufbrechen. Nun sind wir wieder allein an Bord. Wir widmen uns dem Stapel „Südwestpresse“ (Lokalteil Horb), die uns die Kipps seit März aufgehoben und mit nach Venezuela gebracht haben. Es ist herrlich, wenn man zum Frühstück mal wieder Zeitung lesen kann, da macht es gar nichts aus, dass sie schon 5 Monate alt sind und dass wir das Ergebnis der Landtagswahl ja schon kennen oder schon wissen, dass der goldene Adler abgebrannt ist. Es ist schön, mal wieder bekannte Gesichter in der Zeitung zu sehen und die Leserbriefe zu lesen.

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